Predigt

 


Die Predigt zum Lesen

Liebe Schwestern und Brüder,
Grauen ringsum: Alle wollen mir böses. Alles ist schlimm. Mancher erlebt die Welt so: In einer depressiven Phase, im Burnout etwa. Vielleicht auch in den Wochen des Lockdwon: Keine Aussicht mehr.

Wer in einer solchen Gemütslage ist, der hat es schwer: Wie kann man da auf andere Gedanken kommen? Die Erfahrung: man ist nicht allein, es gibt Hilfe: Der Blick in die Bibel … Der Prophet Jeremia hat es ähnlich erlebt. Grauen ringsum. Verleumdung der Vielen. Alle warten darauf, dass ich stürze.

Er hat diese Erfahrung notiert. und auch, wie er aus so einem „Loch“ herausgekommen ist: Der Herr steht mir bei, die Verfolger straucheln. Der Herr rettet das Leben des Armen.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin überzeugt, dass der Blick in die Bibel immer wieder helfen kann – egal in welcher Lebenslage: in frohen Stunden, aber auch in schweren Zeiten. Es gibt keine Erfahrung, die nicht vorkommt, von der Geburt bis zum Tod. Die Bibel ist ein Buch des ganzen Lebens: Die Erfahrungen so vieler Menschen mit Gott. Und die Erfahrung Gottes mit so vielen Menschen sind in diesen Erzählungen festgehalten. Und in diesen Worten weht Gottes Geist und lässt sie zu Erfahrungen werden, die uns, dem Leser, dem Hörer, jetzt, in seiner Situation auch lebendig und hilfreich werden können.

Schon oft habe ich selbst diese Erfahrung machen können: Es hilft, in der Bibel zu lesen, auf das Wort Gottes zu hören. Manchmal kann man ganz gezielt einen Abschnitt nehmen, oft wird man von jemand anderen darauf hingewiesen. Und manchmal klappt es tatsächlich auch „einfach so“: Man schlägt irgendwo auf und fängt zu lesen an. Oder geht in den Gottesdienst und hört die Stelle, die zufällig an diesem Tag vorgetragen wird und denkt sich: Ja genau, das ist es, was für mich heute wichtig ist.

„Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!“ So ruft es uns etwa ein Vers des Antwortpsalms zu.

Oder die Worte, die der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt: „Die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, ist den vielen reichlich zuteilgeworden!“

Da braucht man vielleicht ein bisschen – Paulus schreibt oft kompliziert, aber doch sehr hintergründig: Jesus hat unser Schicksal gewendet: Nicht mehr Tod ist das Ziel unseres Lebens, sondern Leben: Und das haben nicht wir bewirkt, sondern das hat Gott getan: Es ist seine Gnade.

Und dann gibt es da auch Stellen, die uns zum Nachdenken herausfordern: Jener Satz Jesu von den zwei Spatzen: „Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.“
Nichts geschieht ohne den Willen des Vaters: Aber wie ist das dann mit Krankheit, warum dann diese Pandemie: auch der Wille des Vaters? Dass viele Menschen sterben?

Da regt sich Widerstand in uns – und ich merke, so einfach ist es oft nicht. Gott will doch nicht das Schlechte, er will das Heil für die Menschen. Und: Wo bleibt die Freiheit, mich zu entscheiden, wenn Gott schon alles gesteuert hat? Nein, so einfach kann es nicht sein. Was ist also der Wille des Vaters? Was sollen wir lernen? Ich glaube, da muss jeder auch für sich weiterdenken. Ja, genau darin liegt der Schlüssel: Diese Frage muss ich mir immer wieder für mich stellen: Was ist der Wille des Vaters für mein Leben? Vielleicht unter der Prämisse: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater bekennen.“ Und vielleicht merke ich dann, wie Gott mich führen möchte.

Gottes Wort will immer auch ein Zuspruch für uns sein: „Fürchtet euch nicht!“